TikTok: Eine Option für Ihr Unternehmen?

Die Zeiten, in denen TikTok als Social Media für 14-Jährige belächelt wurde, sind vorbei. Neueste Zahlen zeigen, dass die Plattform in Deutschland 20,9 Millionen Nutzer hat, weltweit über 1,6 Milliarden. Darunter befinden sich nicht nur Gen-Z-User, sondern es sind alle Altersgruppen vertreten. Deshalb erwägen auch immer mehr Firmen, auf der Plattform mit einem eigenen Kanal aktiv zu werden. In diesem Blog-Artikel zeigen wir, was die App jenseits von Tanztrends so attraktiv macht. Wir zeigen aber auch auf, wann Sie als Unternehmen lieber die Finger davon lassen sollten.

Grundsätzlich stehen Ihnen folgende Möglichkeiten offen: Als Unternehmen können Sie TikTok nutzen, indem Sie einen eigenen Kanal etablieren und regelmäßig Videos teilen. Um eine größere Reichweite zu erzielen, können Sie außerdem mit Influencern kooperieren und Ads schalten. Das alles ergibt natürlich nur Sinn, wenn Ihre Zielgruppe auf der Plattform aktiv ist.

Wie alt sind die TikTok-Nutzer?

Dazu kurz ein paar Zahlen: Über die Hälfte der Nutzer ist zwischen 14 und 19 Jahre alt, etwa ein Drittel zwischen 20 und 29 Jahren. Zwischen 30 und 39 gibt es ebenfalls noch eine relevante Gruppe aktiver Nutzer. Danach nehmen die Nutzerzahlen zwar deutlich ab, aber vertreten sind die Altersgruppen dennoch. Selbst wenn Ihre derzeitigen Kunden nicht auf der Plattform aktiv sind, lohnt es sich zu überlegen, ob Sie darüber neue potenzielle Kunden erreichen könnten.

TikTok tickt anders

TikTok wird ein hohes Suchtpotenzial nachgesagt. Wer nur kurz mal hineinschauen möchte, wird bald in den Bann gezogen und im Handumdrehen sind 15 Minuten vergangen. Kein Wunder: TikTok ist extrem unterhaltsam und der Algorithmus lernt sehr schnell. So schnell, dass Sie sehr bald einen Feed haben werden, der ganz auf Ihre persönlichen Interessen getrimmt ist. Denn das Ziel ist klar: TikTok möchte seine Nutzer so lange wie möglich auf der Plattform halten. Und das gelingt der App besonders gut. Im Durchschnitt wird TikTok 95 Minuten täglich genutzt. Auf Instagram verbringen Menschen in Deutschland durchschnittlich 29 Minuten. Aber was macht TikTok anders?

Jeder findet seine Community

TikTok ist jung, unterhaltsam und mutig – und genau dafür wird die Plattform geliebt. Dabei sind die Inhalte so unterschiedlich wie ihre User. Auf der einen Seite sind die Videos authentisch und ungeschminkt. Personen reden in die Kamera, als würden sie einem direkt gegenübersitzen. Ästhetik spielt dabei kaum eine Rolle.

Auf der anderen Seite werden massiv Filter eingesetzt. Ein bekanntes Beispiel ist der Bold Glamour Filter. Er verändert das Gesicht so sehr, dass man damit aussieht wie ein Supermodel: perfekte Haut, perfekte Haare, perfektes Make-up. Der Filter wirkt so realistisch, dass er auch Kritiker auf den Plan gerufen hat. Die Kritik: Er würde bei Teenagern ein unrealistisches Schönheitsideal fördern. Die TikTok-Community hat darauf selbst eine Antwort gefunden. Unzählige Videos nehmen den Filter und seinen Schönheitsstandard auf die Schippe.

Ein anderes Beispiel, das den TikTok-Geist gut widerspiegelt: Eine Influencerin zeigt sich perfekt aufgestylt und behauptet, in dem Outfit ihre Kinder von der Schule abholen zu können – sobald sie welche habe. Per Stich (auf Instagram bekannt als Remix) antworten Mütter in Jogginghose und zerzausten Haaren darauf: „Sollen wir ihr sagen, dass es nicht so ist?“.

Und natürlich gibt es auch die TikTok-Seite voller Tanztrends, Challenges und Lip Syncs (Lippenbewegungen zu Musik). Aber ob nun #gymtok, #booktok, #runtok oder zu welchem Thema auch immer: TikTok bietet für jeden Bereich eine Bühne. Und das Schöne daran: Die jeweilige Community ist überaus interaktionsfreudig. Likes und Kommentare werden deutlich häufiger verteilt als auf Instagram und Facebook – vorausgesetzt der Content trifft den Ton der Plattform.

Noch dazu ist TikTok ein echter Reichweitenmagnet. Auch wenn die Konkurrenz von Tag zu Tag größer wird, sind hier immer noch höhere Aufrufzahlen als auf Instagram und Facebook möglich. Viele nutzen die Plattform daher auch, um Nutzer auf ihre anderen Kanäle oder ihre Website zu locken.

Was Ads angeht, liegen die Kosten pro Tausend Werbeeinblendungen (CPM) bei TikTok im Schnitt bei rund 7 Euro, bei Facebook durchschnittlich bis 10 Euro. Pauschal lässt sich jedoch nicht sagen, dass Ads bei TikTok günstiger sind. Die Kosten gestalten sich je nach Branche sehr unterschiedlich. Und sie hängen davon ab, wie gut sich die Anzeige in den organischen Content einfügt. In jedem Fall gilt das Motto: Make TikToks, not Ads – zu Deutsch, produziere TikToks und keine Werbung.

Wenn Sie jetzt denken, dass TikTok eine gute Option für Ihr Unternehmen ist, lesen Sie erst die wichtigsten 3 Gründe, die trotzdem gegen einen eigenen Kanal sprechen.

3 Gründe, die gegen einen Firmenaccount sprechen

1. Sie haben niemanden im Team, der die Plattform lebt

Das Wichtigste: Sie brauchen mindestens eine Person im Team, die die Plattform lebt und sich vor der Kamera zeigen möchte. Besser ist ein ganzes Team, das Lust darauf hat, regelmäßig Videos für TikTok zu erstellen. Das heißt nicht, dass alle wie Schauspieler perfekt vor der Kamera performen müssen. Im Gegenteil: die App lebt davon authentisch zu sein. Outtakes, also Szenen, die beim Dreh schief gegangen sind, sind sogar ein beliebtes Format.

2. Sie haben keine Zeit

TikTok bindet viele Ressourcen, mehr als Instagram und Facebook. Der Grund: die Menge an Content, die produziert werden muss. Erfolgreiche Firmenaccounts wie die Deutsche Bahn, die Sparkasse oder Ziehl-Abegg machen es vor: Sie posten meist täglich ein Video. Natürlich gehen auch weniger, aber zwei bis drei pro Woche sind das absolute Minimum.

Was außerdem Zeit kostet: Ideen für Videos zu entwickeln, einen Drehplan oder ein kurzes Skript zu schreiben. Videos drehen, schneiden, bearbeiten, hochladen und im Anschluss mit der Community interagieren – das alles lässt sich nur gut umsetzen, wenn dem Team dafür Zeit zur Verfügung gestellt wird und es an anderer Stelle dafür entlastet wird.

3. Sie sind nicht mutig

TikTok erfordert Kreativität und ein wenig Experimentierfreude. Wer Angst hat, sich zu blamieren, sollte lieber die Finger davon lassen. Die Plattform erfordert Mut, sich anders als im täglichen Business zu zeigen. Wenn Videos erst geprüft werden müssen, ob sie der Corporate Identity standhalten, geht das am Vibe der Community vorbei. Content von anderen Plattformen zu recyceln ist daher ebenfalls nicht zu empfehlen.

Fazit

TikTok bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihr Unternehmen von einer neuen Seite zu zeigen und dadurch neue Zielgruppen zu erreichen. Um auf der Plattform erfolgreich zu sein, ist jedoch Zeit und Mut erforderlich. Ebenso ein Team, das Lust hat, sich vor der Kamera zu präsentieren. Um die eingesetzten Ressourcen effektiv zu nutzen, empfiehlt sich dringend eine durchdachte Strategie. Schließlich soll Ihr TikTok-Kanal nicht nur für Unterhaltung sorgen, sondern tatsächlich auf Ihre Marke einzahlen.

Beitrag teilen